OPPOSITIONSPARTEI GEWINNT PARLAMENTSWAHL – GRÖNLAND VOR UNGEWISSER ZUKUNFT

Kleine katholische Gemeinde im Land der Extreme

Das Pfarrzentrum in Christus König, der einzigen Pfarrei Grönlands. (Foto. Pfarrer Christian Noval)
Das Pfarrzentrum in Christus König, der einzigen Pfarrei Grönlands. (Foto. Pfarrer Christian Noval)

12.03.2025

Grönland ist die größte Insel der Welt. Dort leben allerdings nur gut 56.000 Menschen. Die katholische Gemeinde ist klein. Sie setzt sich aus Migranten aus Asien und Europa sowie einigen Katholiken der US-Militärbasis zusammen. Etwa 300 Gläubige versammeln sich sonntags zur Messe in der einzigen katholischen Kirche der Insel in der Hauptstadt Nuuk. Zuletzt ist Grönland, das zum Königreich Dänemark und entsprechend zum Bistum Kopenhagen gehört, in die Schlagzeilen geraten, weil US-Präsident Donald Trump die Insel kaufen oder übernehmen will. Am Dienstag haben die Grönländer ein neues Parlament gewählt. Nun steht die Insel vor einem Regierungswechsel.

Die sozialliberale Demokraatit (Demokraten) kam nach vorläufiger Auszählung aller Stimmen auf 29,9 Prozent und hat überraschend die Parlamentswahl gewonnen. Die auf eine schnelle Loslösung von Dänemark pochende Naleraq erreichte 24,5 Prozent. Etwas mehr als 40.000 Grönländerinnen und Grönländer durften ihre Stimmen abgeben. Dem erst 33 Jahre alten Demokraatit-Chef Jens-Frederik Nielsen wird es jetzt zufallen, die nächste grönländische Regierungsbildung auf den Weg zu bringen. Er kündigte noch in der Nacht an, seine Hand in Richtung aller weiteren Parteien auszustrecken – auch zur Naleraq. Diese wird in weiten Teilen des politischen Spektrums kritisch betrachtet. Zu ihr gehören einige der wenigen Politiker, die sich zwischenzeitlich positiv über Trumps Begehrlichkeiten geäußert hatten.
 

US-Präsident Donald Trump erhebt Besitzansprüche 

Die Parlamentswahl stand stark unter dem Eindruck von Trumps Besitzansprüchen. Er begründet diese Forderung wahlweise mit der nationalen oder der internationalen Sicherheit. Zudem verfügt Grönland über wichtige Rohstoffvorkommen. Zuletzt hatte sich Trump in die heiße Phase des Wahlkampfes eingemischt, indem er den Grönländern über seine Plattform Truth Social neue Arbeitsplätze und Reichtum versprach. Eine klare Mehrheit der Grönländer ist einer Umfrage zufolge jedoch dagegen, Teil der USA zu werden. Daher ist es zum jetzigen Zeitpunkt unrealistisch, dass die nächste grönländische Regierung dem Trump-Wunsch folgen wird. Das Verhältnis zu Dänemark ist allerdings angespannt. Der Großteil der sechs angetretenen Parteien war sich im Wahlkampf im Grundsatz einig gewesen, dass Grönland eines Tages von seiner einstigen Kolonialmacht Dänemark unabhängig werden sollte. Uneins sind sie sich, wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen sein könnte: Während Naleraq für eine schnelle Abspaltung der Insel von Dänemark einsteht, möchte Demokraatit wie andere Parteien langsamer vorgehen. Aktuell ist Grönland noch stark finanziell abhängig von Kopenhagen.

Zum Katholizismus bekennen sich in Grönland weniger als ein Prozent der Menschen. Ähnlich wie in Island sind viele katholische Gläubige auf der Insel Arbeitskräfte aus ärmeren Ländern, die in der Polarregion Arbeit gefunden haben. Die einheimische Bevölkerung setzt sich aus Inuit und Dänen zusammen. Das Pfarrzentrum in der einzigen Pfarrei Christus König bestehend aus einer Kirche, Gemeinderäumen und einer Priesterwohnung wurde 2018 umfangreich mit finanzieller Unterstützung des Bonifatiuswerkes und mit Mitteln des Diaspora-Kommissariats saniert.

Die größte Insel der Welt mit einer Fläche von über zwei Millionen Quadratkilometern ist traditionell evangelisch-lutherisch geprägt. Die Dänische Volkskirche richtete 1993 ein Bistum in Grönland ein. Bis 2020 wurde die lutherische Diözese Grönland von Sofie Petersen geleitet, einer Angehörigen der indigenen Volksgruppe der Inuit, die als zweite Frau das Bischofsamt in der dänischen Kirche bekleidete. Derzeit leitet die lutherische Bischöfin Paneeraq Siegstad Munk die Diözese. Die Geschichte des Katholizismus in Grönland reicht bis ins Mittelalter zurück. Bereits im 12. Jahrhundert existierte die Diözese Garðar, die jedoch im Zuge der sogenannten kleinen Eiszeit im 17. Jahrhundert unterging. Erst im 20. Jahrhundert kehrten Katholiken zurück. 1958 wurde die Pfarrei in Nuuk gegründet. Zuvor hatte das US-amerikanische Militär zur Wiederbelebung der katholischen Seelsorge beigetragen.

(bam)