BERATUNGSSTELLE DER CARITAS FÜR JUGENDLICHE IN KRISEN
"Es lässt mich nicht kalt", sagt Paula, wenn sie über ihr Ehrenamt spricht. "Aber", fügt sie nachdenklich hinzu, "ich habe gelernt gut mit dem Gelesenen umzugehen und für mich zu sorgen". Die 23-jährige Psychologie-Studentin ist eine von 50 Freiwilligen im Caritas-Projekt [U25], einer Online-Beratungsstelle für Jugendliche in Krisensituationen. Die Beratung bzw. Begleitung wird dabei von ehrenamtlich beratenden Peers (16-25 Jahre), also gleichaltrigen Freiwilligen, übernommen, die in einer viermonatigen Ausbildung auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Der Austausch findet online und anonym statt. Angeleitet werden die Ehrenamtlichen durch ein Team aus drei Sozialarbeiterinnen. Sie stehen ihnen beim Schreiben der Antwortmails zur Seite und leiten auch die auch Supervisionssitzungen, die alle 14 Tage stattfinden.
[U25] Dresden startet mit einem verkleinerten Hauptamtlichen-Team ins Jahr 2025, kann aber alle Ehrenamtlichen und damit auch Hilfesuchenden halten und für weitere drei Jahre eine Begleitung dieser sicherstellen. Am Standort sind im Moment 22 ehrenamtliche Beraterinnen und Berater aktiv. Einige Peers sind seit vielen Jahren am Standort tätig und begleiten Beratungen, die teilweise genauso lange bei [U25] angebunden sind. Neben dem Sommerfest war im letzten Jahr vor allem die Winterfahrt ein besonderes Highlight. An einem Wochenende im Dezember sind in der Nähe von Berlin Ehrenamtliche aus ganz Deutschland zusammengekommen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und ein paar gemeinsame Tage voller Workshops, Spiele und Kreativität zu verbringen. Organisiert wurde die Winterfahrt von den Hauptamtlichen der [U25] Standorte Dresden und Berlin.
Jugendliche gehen nicht in die Beratungsstellen. In Freiburg wurde daraufhin 2002 das erste Online-Beratungsbüro gegründet. Schnell wuchs das Projekt auf elf Beratungsstellen bundesweit. Das Berliner [U25]-Büro eröffnete 2013. Interessierte melden sich dort über ein Kontaktformular und bleiben mit einem oder einer der "Peers" im schriftlichen Austausch. Oft über Monate. Rund 150 Ratsuchende sind es jährlich, die allein vom Berliner Projekt begleitet werden. "Da warten dringend junge Menschen auf unsere Unterstützung, und wir müssen aus Kapazitätsgründen unsere Tür schließen", beklagt Anna Ferrario, Leiterin des [U 25] Projektes.
Ich bin beeindruckt, wie viele junge Menschen sich für dieses Ehrenamt begeistern.
Anna Ferrario,
Leiterin der Berliner [U25]- Stelle
"Manchmal habe ich das Gefühl, das hier ist der einzige Ort, an dem mir zugehört wird, ohne verurteilt zu werden. Wo ich schreiben kann, egal was ist, und ich glaube, das hat mich in manchen Momenten tatsächlich schon gerettet", zitiert beispielhaft Sozialarbeiterin Obermüller die Worte anonymisierter Ratsuchender. Das ist berührend, sagt die Caritas-Mitarbeiterin. Obermüller begleitet mit den Caritas-Hauptamtlichen den stets anonymen Schriftverkehr, zudem gibt es regelmäßig Supervisionen für die 40 ehrenamtlichen Online-Berater, denn gerade auch sie kommen in belastende Situationen. Von Suizidgedanken zu hören, sei eine große Herausforderung, gesteht Obermüller. Suzid ist in Deutschland unter Jugendlichen die zweithäufigste Todesursache, rechnet sie vor. Allein 2020 starben nach den Angaben des Statistischen Bundesamts durch Suizid 9.206 Menschen, darunter 508 Personen unter 25 Jahren. 2019 waren es "nur" 471.
Es mache Angst und es existierten Mythen, dass man nicht darüber sprechen dürfe, um nicht andere Menschen auf diese Ideen zu bringen, beschreibt Obermüller einen Teil der gesellschaftlichen Debatte. "Doch gerade wenn wir darüber reden, signalisieren wir, dass es hier auch Hilfsangebote gibt". Die Arbeit von [U25] geht weit über das Beratungsangebot hinaus. In verschiedenen Kampagnen versucht das Projekt, Suizid vom Tabu zum Thema zu machen und darüber zu sprechen. Denn: Ein Gespräch kann Leben retten.
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Hubert Hüttermann
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